Ich bin, wie ich bin

Die Frage ist: Kann ich das ändern? Unsere Persönlichkeit ist ja recht stabil. Das kann ich ändern, es ist nur nicht so einfach. Obwohl, wenn man sich einmal wirklich dran macht, sich also für einen Weg entschieden hat, ist es einfach. Jedenfalls ist das meine Erfahrung. Der Weg, den ich mir „ausgesucht“ habe (oder der mich ausgesucht hat?), das ist der Weg der Wirklichkeit. Der Witz dabei ist, dass ich nichts an mir zu ändern brauche, ich brauche nur zu sehen, was ich bin – und nicht, wie ich gerade bin.

Es geht also um die Frage, was ich bin. Stelle ich mir die Frage, wer ich bin, ist das die Antwort. Diesen Weg gehe ich, wenn ich mir bewusst bin, was ist. Hinweise darauf finde ich persönlich darauf nicht in den Religionen oder der Psychologie, sondern im Urchristentum, im Ch’an – oder in der Physik. Aber nicht der Physik Isaac Newtons, sondern in der Quantenmechanik, die man dafür „nur“ auf ihre Konsequenzen für das eigene Leben abzuklopfen braucht.

Womit manche ein Problem haben, den dann landet man ziemlich schnell in der Metaphysik, was für einen Pragmatiker eine echte Herausforderung ist, bis er merkt, dass die Metaphysik nicht schwurbelig ist, sondern sehr präzise. Man darf sie nur nicht mit dem Mystizismus verwechseln.

Irgendwann in meinem Leben habe ich gemerkt, dass ich sehr viel von meinen Eltern übernommen hatte, was auch logisch ist, schließlich habe ich von ihnen denken gelernt, vor allem habe ich als Kind ihr Weltbild als meines übernommen. Ich kam ja nicht mit einem „fertigen“ Gehirn auf die Welt. Die Struktur hat sich in meiner Jugend erst entwickelt. Und da sind die Eltern nun einmal prägend, nicht zu vergessen die Epigenetik.

Manchmal wissen wir Dinge, über die nie gesprochen wurde. Was ausgesprochen belastend ist, solange man das als Eigenes ansieht. Ist es nicht, nur Übernommenes, was aber wie Eigenes wirkt, solange man sich dem nicht stellt und das Karma „bricht“. Karma ist ja nichts anderes als „Tun“. Solange ich Übernommenes als solches nicht erkenne, verhalte ich mich entsprechend.

Doch zu erkennen, dass es nicht „meins“ ist, sondern eben Übernommenes, ändert noch nichts wirklich. Zu denken, es ändern zu können oder zu müssen ist ein fataler Irrtum. Es genügt, es anders zu machen. Ich bin ja immer noch der Selbe, egal ob ich dem Postboten im Schlafanzug die Tür aufmache oder ordentlich angezogen bin.

Mein PC hat sich auch nicht geändert, nur weil ich ein neues Programm installiert habe. Er arbeitet damit nur anders; so wie mein Gehirn anders arbeitet, wenn sich seine Synapsen neu und anders organisiert haben. Das Gehirn selbst ist immer noch das alte. Nicht anders ist bei meinem 6-jährigen Enkel, der wird auch dann noch Paul sein, wenn er 14 ist und die Erwachsenen unter Umständen schwierig geworden sind.

Wir Menschen sind wandelbar, denn wir sind weder unsere Überzeugungen, Ansichten oder Meinungen. All das macht unsere Persönlichkeit aus, doch die ist ganz klar wandelbar. Dazu braucht es nur neue, andere Überzeugungen, Ansichten oder Meinungen. Oder ganz einfach Einsicht in die Wirklichkeit. Ohne Schnickschnack, ohne Gedöns, ganz einfach pure Wirklichkeit.

Dazu braucht es nur meine Bereitschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen, um nicht in oberflächlichen emotionalen Strukturen stecken zu bleiben. Es ist erst einmal paradox, aber wir sind oft Gefangene unserer positiven wie negativen Emotionen, gefangen in „mag ich“ oder „mag ich nicht“. Das verhindert zu sehen, was ist. Jeder, der einen Flow kennt, weiß das, wenn er einmal genau hinschaut.

Während des Flow-Prozesses geht es uns wie einer Katze, die sich in der Sonne aalt, dabei ist es emotional ganz still, nur ein ganz, ganz tiefes Gefühl ist da, das Gefühl eins zu sein mit allem, was ist. Warum also nicht immer so leben?