Und ich?

Was habe ich mit all diesem physikalischen Wissen zu tun zu tun? Eine nicht leicht zu beantwortende Frage, wenn überhaupt. Es beginnt mit der Frage, worum es mir geht: Bin ich auf Spurensuche und suche mich weiterzuentwickeln, oder geht es mir um Geschichten, die ich am Lagerfeuer erzählen kann, die mir aber nicht sagen, was Sache ist, mich allenfalls etwas vermuten oder annehmen lassen, ähnlich wie Sciencefiction.

Wobei die moderne Wissenschaft, vor allem die Quantenmechanik, teilweise erst einmal eher nach Sciencefiction als nach ernsthafter Wissenschaft klingt. Doch das tut sie nur, wenn wir noch zu sehr in unsrem bisherigen Weltbild verhaftet sind. Dann sind ja unsere Denkstrukturen noch entsprechend. Solange aber fällt es uns schwer, uns auf das Unbekannte einzulassen. Unbekanntes trifft es wohl besser als Neues.

Also ich bin es, der die Welt betrachtet, wobei ich das nicht von außen, sondern nur von innen tun kann. Frage ich mich, wie die Welt „funktioniert“, frage ich mich im Grunde, wie ich selbst „funktioniere“. Dass ich aus nichts anderes bestehe wie alles andere auch, ist nun einmal so, und ich habe die selben (und nicht etwa nur die gleichen!) Ur-Ur-Ur-Ur-Ur … Ur-Ahnen wie ein Schmetterling, ein Baum, eine Katze, ein Vogel oder was da sonst noch alles existiert.

Je mehr wir das Universum erforschen, desto kleiner wird unsere Bedeutung. Woher weiß ich, ob es in dieser Vielzahl von Galaxien nicht andere, intelligente Wesen wie uns gibt? Wobei die Frage berechtigt ist, ob wir Menschen intelligenter als alles andere sind. Wahrscheinlich nur eine Frage der Perspektive.

Nahm Kant noch an, dass der Raum unserer Anschauung und die Mechanik, wie sie Newton beschrieb, unabhängig von unserer Erfahrung wären. Ist das mit den Erkenntnissen der Quantenmechanik nicht mehr haltbar. Die von der jeweiligen Beziehung geprägten und bedingten Erfahrungen sind für den Raum des Wirklichen ganz wesentlich. Kinder wissen das intuitiv, Erwachsene eigentlich auch, nur sie ignorieren das gerne. Oder sie ignorieren es lieber, denn das ist nicht kompatibel mit ihrem Weltbild.

Die wichtige Frage ist, wie frei wir eigentlich in unseren Entscheidungen sind, wenn doch alles den Naturgesetzen folgt. Doch betrachte ich die genauer, dann sehe ich, dass in der Welt der Quantenmechanik nichts vorherbestimmt ist. Zwar folgt alles Prinzipien, doch die bestimmen nicht, was auf A folgt. Das kann B sein, aber auch C oder F. Entscheidend ist die innere mentale Struktur des Entscheiders.

Wie ich mich entscheide, das ist bedingt durch mein Wissen. Ein Beispiel: Jemand kann mich beleidigen, doch ob ich mich darüber ärgere, das ist eine Frage meiner inneren Einstellung. Und die hängt davon ab, wie reflektiert ich bin. Also entscheide ich nicht nach Gusto, sondern nach meinem implizitem Wissen. Explizites Wissen ist dafür nutzlos.

Was ich als „meine“ Werte und „meine“ Moral ansehe, ist nichts anderes, als mein implizites Wissen. Deswegen denke ich auch, dass Kants Betrachtungen stimmig sind – jedoch nur, wenn man Newtons Weltbild als korrekt unterstellt. Denn das ist Kants Basis. Doch die ist nun einmal überholt.

Wichtig ist, dass wir selbst integraler Bestandteil der Natur sind und nichts Außenstehendes. Das bedeutet, dass das, was wir über die elementaren Teilchen lernen über uns selbst lernen. Neugier gehört offensichtlich dazu – sonst gäbe es auch keine Evolution.