Wirklichkeit und Information

Verschiedene Informationen sind nicht immer das Selbe und auch nicht das Gleiche. Die „normalen“ Informationen werden ganz gewöhnlich über Sprache kommuniziert. Es gibt jedoch eine ganz andere Art von Informationen, die nur intuitiv registriert und gesendet werden, wobei ich nicht weiß, ob intuitiv der treffende Begriff dafür ist.

Wenn ich mir beispielsweise mit einem Freund theoretisch überlege, wie ich mit dem Motorrad am besten eine Spitzkehre fahre, dann kommunizieren wir diese Informationen sehr bewusst und wenn er mich fragen würde „Was hast du gerade gesagt?“ würde ich es wiederholen können.

Habe ich diese Information dann eingeübt und kann sie intuitiv anwenden, hat sich die Information grundlegend geändert, sie wurde ein Teil von mir und ist in meinen Synapsen gespeichert, sie liegt also nicht mehr nur als theoretisches Wissen vor, es ist eine Quanteninformation geworden. 

Quanteninformationen sind eine ganz andere Art von Informationen, sie haben die Eigenschaft einer physikalischen Größe, weswegen sie auch so schwer zu kommunizieren sind. Mein implizites Wissen, wie ich mit dem Motorrad idealerweise um eine Kurve fahre, ist zu einer physikalischen Größe geworden, so wie mein Wissen darüber, was ich tun muss, um die Hand zu heben. Dass das üblicherweise als physiologische Größe angesehen wird, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese als physikalische Größe „gestartet“ ist. Nur Quanteninformationen werden zerstört, wenn sie sozusagen an das Tageslicht gezerrt werden, also bewusst gemacht werden sollen. Sobald ich sie zu kommunizieren suche, verändere ich sie. Allenfalls kann ich sie hinterher interpretieren, doch ich werde nie wissen, was da genau an Information gesendet oder empfangen wurde.

Doch sie sind da. Nur wie kann ich sie erkennen? Ganz einfach an dem, was sie bewirken. Die Inhalte meines Tuns kann ich ganz klar erkennen, aber nie ändern, denn sie sind ja das Ergebnis einer Form, etwa der Struktur meines Denkens. Darauf habe ich einen gewissen Einfluß, denn ich kann das reflektieren und dadurch durch Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten beeinflussen.

Erkenne ich etwas als unstimmig, kann ich das nicht sofort lassen, denn ich werde es sofort lassen. Etwas zu erkennen ist aber etwas anderes als es nur zu wissen. Die Frage ist nämlich, ob es von Dauer ist, ich es internalisiert habe. Erkenne ich beispielsweise, dass ich unaufmerksam bin, bin ich ja im selben Moment aufmerksam. Meine aktuelle Aufmerksamkeit ist ein Fakt. Doch ich organisiere mich nicht über Fakten, sondern über Wahrscheinlichkeiten, die ich nur in Felder beschreiben kann.

Bin ich – ein Idealfall – in absolut (!) jeder Situation freundlich, dann ist das zu diesem Fakt gehörende Feld etwas ganz anderes als Freundlichkeit, etwas, das meist schwer in Worte zu fassen ist – eine Haltung, die auf meinem individuellen Weltbild basiert. Eine andauernde Freundlichkeit basiert eventuell auf meinem Verständnis des Wesens des Anderen, dass er nämlich nur scheinbar von mir getrennt ist und dem Bewusstsein, dass es nichts gibt, was der Andere angreifen könnte, also das implizite Wissen, dass es kein „Ich“ gibt, dass es mich also als Substanz nicht gibt und ich daher auch nicht angegriffen werden kann.

Was nicht existiert, kann auch nicht angegriffen werden. Internalisierte Fakten und Felder wie meine Haltung spiegeln sich auch in meinem Denken und Geist wieder. Meines Denkens kann ich mir bewusst sein, nicht aber, was in meinem Geist vorgeht, dem sogenannten Denken durch NichtDenken, das nicht bewusst oder willentlich beeinflusst werden kann und das mir auch nur in der Stille offensichtlich werden kann.

Dabeihat es offensichtlich so, dass mein subjektives Denken durch seine Dominanz meinen Geist verdecken kann. Das bedeutet nicht, dass der Geist objektiv wäre, er ist weder objektiv noch subjektiv. Es ist meine innere Haltung, die den Geist in mir (und wohl nicht meinen Geist!) verdecken kann – oder nicht. Es liegt also an meiner inneren Haltung, welche Informationen ich aussende. Bewusst steuern kann ich das nur scheinbar.

So, wie mein eigener Organismus nur existieren kann, weil alle Zellen vernetzt sind und Informationen übereinander miteinander austauschen, so macht die Gesamtheit dieses Informationsflusses letztlich meine Haltung und damit meine Persönlichkeit aus, also meine „Wirklichkeit“.

Und mit der Wirklichkeit „da draußen“ ist es nicht anders. Alles ist mit allem vernetzt und interagiert über einen Informationsaustausch, den wir aber nicht bewusst wahrnehmen, sowenig, wie ich meine eigene interne Kommunikation wahrnehmen würde. Aber sie passiert, ständig.

Letztlich bringt mich das zu der Feststellung, dass Wirklichkeit und Information nur zwei Erscheinungsformen des Selben sind, so wie Energie und Materie. Oder Raum und Zeit.

Weiter lesen: Das wahre Wesen

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