Selbsterkenntnis

Es geht um die Erkenntnis dessen, was wirklich ist. Nur was ist dieses ‚Selbst‘, das es zu erkennen gilt? Wahrscheinlich liegt darin das Problem an sich, dass wir, beschäftigen wir uns mit Selbsterkenntnis, nicht hinterfragen, was dieses Selbst überhaupt ist.

Mein Enkel bewegt sich ganz anders als ich, obwohl wir die identische Skelettstruktur haben. Nur wir bewegen uns sehr unterschiedlich, weil wir uns ganz anders organisieren. Die Organisation macht den Unterschied, nicht das Skelett.

Nicht anders ist es auch beim Denken. Die Frage ist also erst einmal, was ich überhaupt organisiere! Nur dann kann ich wissen, wie ich mich überhaupt organisieren könnte oder auch sollte! Also geht es erst einmal nicht um mein Denken, nicht um mein Weltbild und auch nicht um meinen Geist!

Es geht vielmehr um das, was Denken, Weltbild und Geist bedingt! Weiß ich das nicht, kann ich das Denken auch nicht organisieren! Darum fällt es vielen auch so schwer, sich auf das Denken des Ch’an einzulassen, denn die wenigsten kennen die Struktur dessen, was ihren Geist bedingt!

Meine Bewegungsabläufe kann ich auch nicht anders „organisieren“, mich also nicht anders bewegen – wenn ich die Struktur meines Skeletts nicht kenne! Nicht anders ist es bei meinem Geist. Kenne ich dessen Grundlage nur eingeschränkt, kann ich ihn auch nur eingeschränkt organisieren!

Der Witz ist ja, dass ein kleines Kind nichts über sein Skelett wissen muss, es bewegt sich ganz selbstverständlich korrekt. Nur wir Erwachsenen haben das sozusagen überlernt, weil wir unseren Körper unnatürlich benutzen, etwa in Büros auf Stühlen sitzen statt uns auf dem Boden herum zu lümmeln.

Nicht anders ist es mit dem Denken. Wir haben ein unzutreffendes Weltbild und demzufolge eine unzutreffende Denkweise, gehen wir doch von Prinzipien aus, die nicht stimmen. Doch bevor wir unser Denken nicht so organisieren können, wie es uns tatsächlich entspricht, haben wir ein Problem damit. Ein Problem, das sich leichter auflösen lässt, wenn wir die korrekte Basis kennen!