Eine Herausforderung

Eine wirkliche Herausforderung, die Welt zu sehen, wie sie ist. Die Quantenmechanik etwa beschreibt, wie die Welt ist. Weshalb ist es dann scheinbar oder offensichtlich so schwierig, einfach zu akzeptieren, was da festgestellt wurde?

Platon, Galilei, Newton, Einstein, … die Liste der klugen Köpfe ist lang, die erkannten, dass, jeweils in ihrer Zeit, eine allgemeine Überzeugung der Menschen definitiv unzutreffend ist. Doch was dem Common Sense widerspricht, wird erst einmal abgelehnt. Und das vehement.

Dabei liegt das keineswegs daran, dass man nicht wissen könnte, dass es ganz anders ist. Ein Beispiel: Nagarjuna lebte im 2 Jahrhundert unserer Zeitrechnung und erkannte Dinge, die um 1900 die Quantenphysiker erkannten und an denen sie noch heute philosophisch knabbern.

Es ist müßig mich zu fragen, warum nicht alle Menschen erkennen, was Nagarjuna erkannte; ist doch die entscheidende Frage, wie er dachte, statt sich nur zu fragen, was er dachte. Es ist die Frage nach der Struktur seines Denkens.

Natürlich kann ich darüber nur spekulieren, doch das hilft mir, meine eigene Denkstruktur so zu organisieren, dass ich vielleicht in die Lage versetzt werde wie er zu denken, damit ich auch die Welt sehen kann, wie sie ist. Ich denke, es ist letztlich leicht zu beschreiben. Vielleicht ist es nichts anderes als das, was ich tagtäglich mache, wenn ich mich anziehe. Oder laufe.

Da übe ich mich ja in Propriozeption. Das heißt, ich setze das Bild über äußere Situation, also meine Wahrnehmung, mit dem inneren Bild von mir selbst in Beziehung und erkenne daran, wie ich mich verhalten sollte, will ich nicht auf die Nase fallen.

Ich mache das sehr bewusst beim Anziehen meiner Hose. Meine Wahrnehmung und mein inneres Bild von mir selbst verschmelzen zu einem einzigen Bild. In der Propriozeption ist da nur noch ein Bild, das aber aus zwei Wahrnehmungsquellen gespeist wird: Einmal die der Augen über das Äußere und dann über die Empfindung das geistige, innere Bild meiner selbst.

Das machte Nagarjuna möglicherweise auch mit der Wahrnehmung des Regens. Er brachte das ihm über die Sinne vermittelte Regenbild in Beziehung zu seinen Gedanken, seiner mentalen Vorstellung von Regen, also seinem Verständnis von Regen.

Das ist wahrscheinlich, was seine Philosophie ausmacht: Sie ist zutiefst pragmatisch, denn sie geht immer auch von dem aus, was gerade ist; er belässt es jedoch nicht bei der sonst oft anzutreffenden oberflächlichen Benennung durch Begriffe, sondern erkennt das, was üblicherweise mit einem Begriff benannt wird, als leer.

Wobei diese ‚Leerheit‘ nicht der Ausgangspunkt, sondern das Fazit seiner Überlegungen ist, wie Gert Scobel es hier darstellt. Betrachtet man nur die Pfeife auf dem obigen Bild (auch aus dem Video) beziehungsweise den Text darunter, dann ist man schnell bereit, das mit dem Stempel ‚Quatsch‘ zu versehen – statt sich einmal darauf einzulassen.

Nagarjunas ‚Leerheit‘ darf eben nicht als etwas Statisches verstanden werden, sondern als ein Prozess, wie etwa Kohärenz, die quantenmechanische Entsprechung.

Was ich damit zum Ausdruck bringen will ist, dass wirklich alles, was die Quantenmechanik erkannt hat, für uns nichts Neues ist, wir tun es tagtäglich. Nur sind wir uns dessen in der Regel nicht bewusst. Vor allem haben wir es durch das begriffliche Denken regelrecht zugeschüttet – nicht die ‚Leerheit‘, sonder das dem entsprechende Handeln.

Durch den Gebrauch von Begriffen haben wir gelernt, die Dinge statisch zu sehen und so auch zu erleben. Was sie jedoch nicht sind, sondern prozesshaft. Ich darf ja nie vergessen, dass mein Erleben eine Interpretation und nichts gegebenes ist.